Im Rahmen der politischen Lobbyarbeit der Handwerkskammer, haben die Betrieben im Kammerbezirk Erfurt in der ersten Online-Umfrage Fragen rund um das Thema Bürokratie und die daraus resultierenden Belastungen beantwortet.

Im Durchschnitt verwenden die Betriebsführungen 33% ihrer Arbeitszeit für Tätigkeiten aus bürokratischen Vorgaben, wobei der Anteil mit steigender Unternehmensgröße bis auf 43% steigt.

94% der befragten Betriebe geben an, dass ihre Belastungen durch bürokratische Anforderungen gestiegen sind, knapp 50% berichten sogar von einer starken Steigerung. Besonders besorgniserregend sind die daraus resultierenden Auswirkungen – über 90% der Befragten bewerten die Selbstständigkeit als zunehmend unattraktiv. Die Gründe für die zunehmende bürokratische Belastung sehen die meisten Betriebe in den Themenfeldern Steuerrecht und Datenschutz gefolgt von statistischen Auskunftspflichten. Dabei erleben die befragten Handwerke eine steigende Belastung vor allem durch gestiegene Dokumentations- und Nachweispflichten sowie ständige Anpassungen und unverständliche Inhalte von Regelungen. Diese Einschätzungen sind sowohl über die Gewerkegruppen als auch der Unternehmensgrößen recht konstant.

Die Beantragung von staatlichen Unterstützungen (Fördermittel, Nothilfen, Subventionen) stellt viele Betriebe vor bürokratische Herausforderungen. 44% der befragten Unternehmen haben in den letzten fünf Jahren Unterstützungen beantragt. Diese Angabe schwankt jedoch zwischen den Gewerkegruppen: unter dem Lebensmittelgewerbe und Gesundheitsgewerbe haben ca. 30% mehr Unternehmen Förderungen beantragt als im Baugewerbe oder unter den Handwerken für den privaten Bedarf. Die Bewertung der Antragsstellung weist zwischen jenen Betrieben, die Unterstützungen beantragt haben, und jenen, die schließlich keine beantragt haben, eine erstaunlich hohe Ähnlichkeit auf. So bemängeln über 60% aller befragten Betriebe die Verständlichkeit der Antragsstellung und sogar über 65% den Umfang der Antragstellung.

Diese Entwicklungen zeigen einen dringenden Korrekturbedarf. Der seit Jahren vom Handwerk geforderte Bürokratieabbau muss endlich durch die Bundes- und Landesregierung umgesetzt werden. Wir fordern daher:

  • Etablierung eines Know-How-Transfers: Praktikerinnen und Praktiker bringen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt der Gesetzgebungsvorbereitungen ihre Erfahrung und ihr Praxiswissen ein (Praxischeck)
  • Revision aller relevanten Gesetze: Konsequente Streichung entsprechender Dokumentationspflichten, deren maßgeblicher Zweck darin besteht, die Rechtstreue im Fall von Prüfungen darlegen zu können
  • Once-Only-Prinzip bei Amtlicher Statistik
  • Rückverlegung der Fälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge