Sie haben 50 oder gar 60 Jahre lang für das Handwerk gelebt, ihr Können und Wissen unermüdlich in die Betriebe in Nord- und Mittelthüringen eingebracht und als Vorbilder für die nachfolgenden Generationen gewirkt. 56 Meisterinnen und Meister des Handwerks durften am 09. Januar 2024 besondere Jubiläen feiern. Im Rahmen einer feierlichen Auszeichnungsveranstaltung nahmen sie ihre „Goldenen Meisterbriefe“ bzw. „Diamantenen Meisterbriefe“ der Handwerkskammer Erfurt entgegen und blickten auf eine außergewöhnliche Lebensleistung zurück.

Die Jubilare legten ihre Meisterprüfung im Jahr 1973 bzw. 1963 vor einem Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Erfurt ab.  Als Wendegeneration haben sie wesentlich zum Gelingen der Friedlichen Revolution 1989 und der Deutschen Einheit beigetragen. „Mit dem Meisterbrief in der Tasche haben Sie bereits zu DDR-Zeiten in Ihrem Beruf viel erreicht, sei es als Angestellter oder als selbständiger Meister. Nach der Wende mussten Sie in kürzester Frist ein völlig neues ökonomisches System erlernen und beherrschen. Sie haben den größten Transformationsprozess unserer jüngeren Geschichte mit Erfolg bewältigt – den Sprung ins kalte Wasser vom zentralistischen DDR-System der Planwirtschaft hin zur Sozialen Marktwirtschaft und zum freien Unternehmertum“, betonte der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein, in der Feierstunde.

Garant für Qualität der Arbeit

Rund 100 Gäste waren der Einladung in das Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Erfurt gefolgt und verbrachten gemeinsam emotionale Stunden. Ihnen blieb die Gelegenheit, in Erinnerungen zu schwelgen und Erfahrungen auszutauschen. Immer wieder wurde der Wert des Meistertitels herausgehoben. „Der Meisterbrief ist und bleibt ein Garant für hervorragende Ausbildung, für Qualität unserer Arbeit und für Arbeitsplätze mit Zukunft“, sagte Stefan Lobenstein.

Die Ehrung der „Goldenen Meister“ gehört seit Jahren zum festen Bestandteil des Veranstaltungskalenders der Handwerkskammer Erfurt. „Für uns ist sie von großer Bedeutung. Sie drückt den Respekt vor Ihrer Handwerker- und Lebensleistung aus und ist ein Bestandteil der Traditionspflege. Und gleichzeitig macht sie der jungen Generation Mut“, begründete der HWK-Präsident. Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern. Am 17. Februar 2024 werden 273 Jungmeisterinnen und Jungmeister ihre Meisterbriefe in der Messe Erfurt erhalten.

Stimmen der Jubilare:

Petra Hesse, Friseurmeisterin aus Erfurt: „Mein Großvater hat unseren Familienbetrieb gegründet, meine Eltern haben ihn weitergeführt und danach durfte ich den Betrieb übernehmen und unser 100-jähriges Jubiläum begehen. Ich habe selbst Lehrlinge ausgebildet, die später auch ihren Meister gemacht haben.“

Wolfgang Rosenthal, Stellmachermeister aus Ferna: „1963 wurde meine Meisterprüfung im Stellmacher-Handwerk als eine der letzten Prüfungen abgenommen, danach ist der Beruf ausgestorben. 1968 habe ich meinen zweiten Meister im Karosseriebauer-Handwerk abgeschlossen und den väterlichen Betrieb übernommen. Heute leiten ihn meine beiden Söhne.“

Herbert Diedrichs, Augenoptikermeister aus Waltershausen: „Ich bin froh, dass meine Tochter unser Augenoptiker-Geschäft in vierter Generation übernommen und auf dem neuesten Stand weiterentwickelt hat. Ich kümmere mich um Hausbesuche und Pflegeheime. Außerdem engagiere ich mich im Radsport-Verein und verhelfe den Sportlern zu einem besseren Sehvermögen.“